BvLB fordert eine Aufwertung der beruflichen Bildung und moniert den eklatanten Lehrermangel.
Deutschlands Bildungssystem schneidet im internationalen Vergleich vor allem bei der beruflichen Bildung gut ab. Zu diesem Ergebnis kommt die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“, die am heutigen Dienstag vorgestellt wurde. „Die berufliche Bildung ist eine der Stärken des deutschen Bildungssystems“, schreiben die Autoren und prophezeien, dass die berufliche Bildung eine Schlüsselrolle nach der Corona bedingten Wirtschaftsflaute spielen werde. „Die Wertschätzung, die den Berufsbildnern hier zu Teil wird, ist schön. Nur kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die berufliche Bildung in der deutschen Bildungspolitik seit jeher stiefmütterlich behandelt wird“, sagt Joachim Maiß, Vorsitzender des Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung e.V. (BvLB), und verweist auf den eklatanten Lehrermangel. Den bemängelt auch die OECD-Studie und sieht Deutschland hier gänzlich schlecht aufgestellt.
Die Unterrichtsversorgung in der beruflichen Bildung liegt im Bundesdurchschnitt nur bei 90 Prozent. „Das bedroht zunehmend die Ausbildungsqualität, weil immer mehr Unterrichtstunden ausfallen müssen. Bis 2030 verschärft sich diese Situation dramatisch. Denn das chronisch unterversorgte System trifft eine Pensionierungswelle. In den nächsten zehn Jahren wird gut die Hälfte der rund 125.000 Berufschullehrer in den Ruhestand gehen – das sind 60 000! Ausgebildet werden pro Jahr gerade
einmal 2000, weil der Nachwuchs fehlt, sagt Eugen Straubinger, ebenfalls BvLB-Vorsitzender.
Die duale Ausbildung muss weiter in den Fokus gerückt, die Attraktivität herausgehoben werden. Denn: ein berufsbildender Abschluss ist fast so etwas wie eine Garantie für eine Beschäftigung. 88 Prozent der 25- bis 34-Jährigen mit Berufsabschluss haben laut OECD einen Job. „Wir haben in den letzten Jahren an unseren Schulen gute Arbeit geleistet. Darüber hinaus ist es gerade jetzt in der Pandemiesituation zwingend notwendig, der Weiterbildung an den Fachschulen, als Bestandteil der beruflichen Bildung, den gebührenden Stellenwert einzuräumen. Die Weiterbildungsangebote müssen durch die Bundesagentur für Arbeit flächendeckend finanziert werden. So kann man der drohenden Arbeitslosigkeit in zahlreichen Branchen aktiv entgegenwirken“, sagen Maiß und Straubinger unisono.